Was versteht man unter einem Trauma

Frau guckt in den Spiegel

Ein Trauma kann entstehen, wenn der Mensch einem Erlebnis ausgesetzt war, das er nicht bewältigen kann. Dies hat eine Überreizung des Nervensystems mit einer Vielzahl von Symptomen zur Folge. Bei der Aufarbeitung der Folgen von Schock und Trauma muss deshalb die körperliche Reaktion auf das verursachende Ereignis als eigenes Phänomen verstanden und berücksichtigt werden.

Dies kann ein Schocktrauma nach Verkehrsunfällen, Stürzen, Naturkatastrophen oder Krieg sein. Ursache kann aber auch eine Beziehungstraumatisierung nach Missbrauch, Gewalt, Bedrohung, oder auch der Verlust eines nahestehenden Menschen sein. Die Symptome, die auf eine mögliche Traumatisierung hinweisen können, sind vielfältig.

Auch sogenannte „normale” Ereignisse wie Kränkungen, zwischenmenschliche Enttäuschungen, Beziehungsverluste und - insbesondere bei Kindern - kleinere Operationen oder längere Krankenhausaufenthalte, können traumatisierend wirken.

Dies kann bei uns Menschen dazu führen, dass die vom Körper im Alarmzustand bereit gestellte Überlebensenergie vom Nervensystem nur unvollständig oder verzögert aufgelöst wird. Der Organismus reagiert in der Folge weiterhin so, als ob die nicht bewältigte Vergangenheit jederzeit wieder in die Gegenwart „einbrechen“ könnte. In diesem Falle sind die dann auftretenden Reaktionsweisen, Verhaltensmuster, Überzeugungen, Gedanken und Gefühle oft noch mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt.

Symptome

Für Betroffene entstehen oft verwirrende und auch beängstigende psychische und somatische Symptome. Diese zeigen sich eventuell erst Jahre später, als Übererregbarkeit, Überaktivität, jähzornige Wutausbrüche, Ängste, Panik, Depressionen, Gefühle von Entfremdung, Konzentrationsstörung, Dissoziation, Bindungsunfähigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, Nacken- und Rückenprobleme, chronische Schmerzen, Migräne, oder andere somatische Probleme.

Therapie

Die Traumatherapie des „Somatic Experiencing“ versteht Symptome als die „Verlängerung” einer ursprünglich sinnvollen Reaktion auf Gefahr und nutzt die dem Körper innewohnende Fähigkeit, zur Balance zurückzufinden. Das behutsame Hinführen zur instinktiven Körperempfindung bewirkt, dass die biologischen Abwehrfunktionen, die im Ereignis selbst überwältigt wurden, zu einem natürlichen Abschluss kommen. Auf diese Weise kann der Organismus den traumatischen Stress graduell abbauen und die im Nervensystem gebundene hohe Energie schrittweise entladen. SE wurde von Dr. Peter Levine entwickelt und ist ein naturgemäßer Ansatz zur Auflösung und Heilung von Trauma. Es basiert auf der Überzeugung, dass das Repertoire instinktiver Verhaltensweisen unseres Organismus ein großes biologisches Wissen birgt, das den Heilungsprozess steuern kann und dies auch tut, sofern es die Möglichkeit dazu erhält. Wie andere Therapien auch, arbeitet SE mit den Emotionen und kognitiven Fähigkeiten, das Hauptaugenmerk liegt jedoch darauf, unser Nervensystem zu regulieren und wieder Gespür für Sicherheit und Wohlbefinden zu erlangen. Mit SE wird das traumatische Ereignis somit körperlich und geistig „neuverhandelt“. Dabei ist es möglich, ohne Inhalt oder Erinnerung zu arbeiten, wenn das Ereignis emotional zu belastend erscheint. Eine mögliche Retraumatisierung bei der Aufarbeitung wird vermieden, indem die „eingefrorene“ Energie in kleinen Dosen „aufgetaut“ wird und schrittweise zur Entladung kommt. Durch das Aufspüren und Wiederbeleben dieser biologischen, körperlichen Abwehrkräfte entsteht aus dem traumabedingten Gefühl von Lähmung und Erstarrung ein Gefühl von Lebendigkeit und eine Eröffnung von neuen Möglichkeiten und Lebensfreude. Die tief verankerten Nachwirkungen von Trauma können sich schonend auflösen.

Quelle: http://www.somatic-experiencing.de/